Glutenunverträglichkeit: Wenn Brot krank macht
Ohne Brot geht gar nichts: Egal ob Schwarzbrot, Vollkornbrot, Vitalbrot, Joggingbrot, Mehrkornbrot, Brothäppchen, Frühstücksbrot, Knäckebrot, Abendbrot, Brottrunk, Brot ist beliebt in Europa. Brot ist einfach, sättigend und lecker, deshalb ersetzt Brot mittlerweile sogar warme Mahlzeiten. In Zeiten von Stress, Zeitdruck und Dauermeetings steigt der Brotkonsum zunehmend. Parallel dazu aber auch die Verdauungsprobleme. Immer mehr Naturheilpraxen füllen sich mit Menschen mit Magen- und Darmproblemen. Mittlerweile leiden ein Prozent der Menschen in der EU an Glutenunverträglichkeit, in Deutschland sind es mittlerweile schon 7,5 Millionen Bürger mit einem gereizten Darm.
Aber wie entsteht eine Glutenunverträglichkeit, die im Fachjargon Zöliakie heißt? Eine Glutenunverträglichkeit heisst, dass ein bestimmtes Eiweissmolekül in bestimmten Getreidesorten für den Darm unverträglich ist. Die Folgen sind fatal: Der Darm entzündet sich, die Darmzotten werden geschädigt und gehen zum Teil ganz verloren. Was dann eintritt ist eine Odyssee von Beschwerden: Da der Darm keine Nährstoffe mehr aufnehmen kann, entstehen Vitamin-, Mineralien- und Spurenelementmängel. Existieren diese über längere Zeit treten Immunschwächen, Milchzuckerintoleranzen, Autoimmunkrankheiten, Infekte bis hin zu bösartigen Lymphomen auf.
Normalerweise kann ein gesunder Körper die täglichen Proteine aufnehmen und verarbeiten. Bei Glutenunverträglichkeit reagiert die Darmschleimhaut mit Entzündung. Leider bleiben viele Glutenunverträglichkeiten unerkannt oder werden von den Folgekrankheiten überlagert. Mittlerweile werden Krankheiten wie Migräne, Allergien, Asthma, Bluthochdruck, Depressionen, Rheuma, Knochen- und Muskelschmerzen, Autoimmunkrankheiten wie Diabetes Typ 1 oder Schilddrüsenbeschwerden mit Glutenunverträglichkeit in Verbindung gebracht.
In der Medizin unterscheidet man zwischen einer unheilbaren angeborenen Glutenunverträglichkeit genannt Sprue bei Kindern und einer erworbenen Zöliakie bei Erwachsenen. Diese Formen sind meist unheilbar und sind durch das komplette Fehlen der Darmzotten gekennzeichnet. Diese sind bei einer Darmspiegelung unverwechselbar. Leider gibt es auch viele Menschen mit Glutensensitivität, die haben die gleichen oder schlimmere Symptome und sind mit einer Darmspiegelung nicht sichtbar. Und da beginnt das Hauptproblem, denn diese Menschen werden oft als „eingebildete“ Kranke oder auch Hyochonder vom Arzt bezeichnet. Aber die Beschwerden sind real. Hier hilft einfach ein komplettes Meiden oder starkes Einschränken von glutenhaltigen Lebensmitteln, erklärt der Experte PD Dr. Ledochowski. Leider gibt immer mehr Unverträglichkeiten durch die zunehmenden Zusatzstoffe die nicht deklariert werden müssen. Zunehmend werden hier Verbraucher vorsätzlich getäuscht. So kann auch ein wochenaltes Brot immer noch frisch aussehen, wenn es die richtige Enzymmixtur enthält. Die Verbraucherzentrale warnt deshalb vor solchen Broten mit langer Haltbarkeit.
Aber was ist Gluten eigentlich? Gluten wird auch Klebeeiweiss genannt und ist in Getreide wie: Weizen, Dinkel, Hafer, Roggen und Gerste enthalten. Es ist ein Abbauprodukt, was bei der Verdauung dieser Getreidesorten anfällt. In Weizenproteinen heisst es Gliadin, im Hafer Avelin, im Roggen Sekalin und in der Gerste Hordein. Warum die Beschwerden immer mehr zunehmen ist ein Streitpunkt unter Experten, die einen vermuten Infektionen als Ursache, die anderen den hochgezüchteten Glutengehalt im modernen Weizen. Hinzu befürchten einige Wissenschaftler, dass durch den vielen Vollkorngenuss der Mensch mit Giften überhäuft wird. Denn Vollkorn enthält zwar die Vitamine in der Aussenschale aber auch die Gifte, die nicht selten Beschwerden hervorrufen.
Wer wissen möchte ob er eine
hat oder unter einer Allergie leidet, kann das in einem Selbstcheck daheim testen. Hierfür werden Stuhlproben ins Labor geschickt und auf Antikörper oder untersucht. Gleichzeitig kann ein auf Blut oder veränderter Schleimhaut durchgeführt werden. Da leider viele Glutensensitive Menschen auch an einer Milchzuckerunverträglichkeit leiden ist ein empfehlenswert. Nur so kann langfristig ein angepasster Ernährungsplan aufgestellt werden.Sollten die Ergebnisse eine Unverträglichkeit aufweisen, muss vorerst auf Glutenhaltige Lebensmittel komplett verzichtet werden. Damit keine Mängel auftreten empfehlen Experten eine zusätzliche Einnahme von wichtigen
, und . Wie lange und intensiv die Diät eingehalten werden muss kann mit den Selbstchecks oder über eine Darmspiegelung kontrolliert werden.Die Heilung von Glutenunverträglichkeiten steckt jedoch noch in den Kinderschuhen, bisher habe einige Wissenschaftler mit einer Entgiftung über einnehmbare Enzyme wie Aspergillopepsin und DPPIV aus dem Pilzen Aspergillus niger und oryzae Erfolge erzielt. Auch Immuntherapien mit dem Hakenwurm Nectarus americanus sind noch nicht ausgereift. Deshalb ist die Haupttherapie die komplette Nahrungsumstellung. Hierfür werden Glutenhaltige Mehle aus Weizen, Hafer, Gerste, Dinkel durch glutenfreie ersetzt. Dazu zählen: Hirse, Teff, Tapioka, Amaranth, Buchweizen, Mais, Reis und Quinoa. Da die Anzahl der Glutenunverträglichen immer mehr zunimmt, haben einige Bäcker komplette Mehle, Kekse, Nudeln und Brote im Angebot. Den glutenfreien Hafer bekommt man derzeit nur in Schweden.
Die ideale Vorbeugung gegen eine Brotunverträglichkeit ist eine hochwertige Ernährung mit „natürlichen“ Nahrungsmitteln, wie frisches Brot aus unterschiedlichen Mehlen ohne Zusatzstoffe und künstliche Enzyme. Wer dauerhaft minderwertige Nahrungsmittel isst, erhöht die Gefahr seinen Darm zu überlasten und Unverträglichkeiten selbst auszulösen und unter den Folgen zu leiden.
Referenzen:
- 1.Andrea Hiller: Köstlich Essen bei Zöliakie. Trias Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co KG, 2. Auflage 2011. ISBN 978-3-8304-3677-5
- 2.PD Dr. med. Maximilian Ledochowski: Wenn Brot & Getreide krank machen. Trias Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co KG, 1. Auflage 2011. ISBN 978-3-8304-3676-5
- 3.Andrea Hiller: Richtig einkaufen Glutenfrei. Trias Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co KG, 2. Auflage 2011. ISBN 978-3-8304-3536-5
- 4.Ehren Jennifer et al.: A Food-Grade Enzyme Preparation with Modest Gluten Detoxification Properties. Plos one, July 2009, Volume 4, Issue 7, pp. 6313 ff.
- 5.Rodrigo Luis: Investigational therapies for celiac Disease, Expert Opin. Investig. Drugs 2009, 18 Issue 12, p. 1865-1873.
- 6.Hall, E.H.; Crowe, S.E.: Environmental and Lifestyle Influences on Disorders of the Large and Small Intestine: Implications for Treatment. Dig Dis 2011, 29, p 249–254.